November 2010

Sonntag, 12. Dezember 2010

Diskussion der Texte vom 28.11.2010

Die Texte der Lesung vom 28.11.2010 (alle hier nachzulesen) waren sehr unterschiedlichen Charakters und Tiefenniveaus, wie die Diskussion herausstellte. Susanne Schmidts Text machte den Anfang und musste sich einiger Kritik stellen. Beargwöhnt wurde vor allem das „wir“ des Textes, das den Leser vereinnahme, ihm eine Sicht der Welt aufzwinge, die dieser vielleicht gar nicht habe. Beispielsweise empfanden mehrere ZuhörerInnen den von Schmidt im Text als grau, dunkel und einsam dargstellten Winter eben nicht als grau, dunkel und einsam, sondern eher als mal mehr, mal weniger angenehm bunt. Wenn man vereinnahmen wolle, sollte das bewusster geschehen als es im Text nach dem Eindruck der Kritiker geschehe.
Jörn Sack stellte zwei experimentelle Prosaminiaturen vor, deren sprachliche (rhythmische) Gestaltung gut ankam. Diskutiert wurden die Schlusssätze beider Texte bezüglich der Frage, ob sie den jeweiligen Text abrundeten (so ein Teil des Publikums) oder ihm eine Deutung aufzwängten, die sein Assoziationspotenzial zu Gunsten einer fragwürdigen Aussagewilligkeit belaste und einschränke.
Texte mit experimentellem Charakter sollten, so ein Teilnehmer, viel mehr gefördert werden und es wäre doch schön, wenn die Lesebühnen-Macherinnen des Buchhändlerkellers dazu einlüden. Dies wollen wir hiermit tun!
Gar nicht experimentell, aber sehr ausgereift (und auch schon veröffentlicht, was eigentlich ein Tabu für die Lesebühne ist, in diesem Fall aber zugelassen wurde, da der Band, aus dem Jenny Schon las, neu aufgelegt wird) wirkte die Erzählung Jenny Schons von einer ungewollten Erinnerung auf das Publikum. Uneinigkeit herrschte über den ersten Teil der Erzählung, den manche ausgesprochen gelungen, sprachlich sehr schön und ansprechend fanden, andere für zu lang hielten. Letztere fanden die Erzählung erst ab jenem Punkt spannend, wo die Erinnerung einsetze. Streit gab es auch darüber, ob das Wort „Gummibärchen“ in den Text passe. Es falle, so die Kritik, aus der Sprache, die eher als ahistorisch bzw. zeitlos empfunden wurde, heraus.
Den Schluss markierte ein kurzer Prosatext von Robert Schmidt, der bei einem Teil des Publikums gut ankam, bei einem anderen die Frage nach der Aussage auslöste: ob diese sich darin erschöpfe, dass manche Menschen Buckelwale, andere Pottwale seien. Das sei zu wenig. Weshalb der Text von Seiten dieser Kritik als „hübsch“, aber nicht sehr tief empfunden wurde.

Wir möchten uns bei den Vortragenden bedanken und an dieser Stelle noch mal ausdrücklich darauf hinweisen, dass experimentelle Literatur bei uns sehr willkommen ist!

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