Die Lesebühne im April 2011
Die heutige Lesebühne fand – unter anderem durch einen Fehler in der
Anfangszeitangabe, für den wir uns sehr entschuldigen - in kleinerer
Runde statt.
Den Anfang machte Alexander Reumund mit seiner Erzählung „ein
Arztbesuch“, in der ein Junge von seiner besorgten Mutter gegen
seinen Willen zum Arzt begleitet wird, wo er, im Wartezimmer den
Wolken nachträumend, mit dem Kopf gegen die Scheibe prallt. Das etwas
rätselhafte Ende der Geschichte wurde als zu unvermittelt und
undeutlich in seiner Aussage beurteilt, zumal auch sonst wenig von
dem Jungen zu erfahren sei. Eine Gegenstimme sah jedoch gerade in dem
Ende eine gelungene Symbolik: die Schönheit der Wolken und die
Begeisterung, die sie in dem Jungen auslösten, machten die
(möglicherweise ernste) Erkrankung des Jungen zweitrangig.
Der zweite Text von Alexander Reumund war als Einleitung zu einer
Auseinandersetzung mit Schopenhauer konzipiert und wurde als
interessant, aber nicht literarisch eingestuft. Der letzte Beitrag
des Autors, der 10 – Zeiler: „der Gipfelstürmer“ weckte die meiste
Kritik: Das Gedicht, in dem es um die Schwierigkeit ging, mit
Erreichtem zufrieden zu sein, enthalte nur Allgemeinplätze.
Als nächstes hörten wir Lyrik von Günter Fezer mit dem Titel: „Blaues
Manifest“. Das Gedicht wurde, so der Autor, in den frühen Neunzigern
geschrieben als Hommage an die neue Leichtigkeit der Poesie in der
Postmoderne. Das Gedicht, das insgesamt als gelungen bezeichnet
wurde, weckte nur durch seinen Titel Widerspruch: die Schwere des
Begriffs „Manifest“ passe nicht zu der geforderten poetischen
Leichtigkeit.
Eine besondere Herausforderung für Autor und Zuhörer gleichermaßen
stellte der nächste Beitrag dar Herrn Siechert trug Texte aus dem
Nachlass der verstorbenen Mareike Ged vor, einer Schönebergerin
und Zeitzeugin des Holocaust, die Ravensbrück überlebt hatte und ihr
Leben lang leidenschaftlich geschrieben hat. Herr Siechert hatte sich das
ehrgeizige Ziel gesetzt, den Nachlass von Mareike Ged der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen und trug nun, die Stimme der alten
Dame imitierend, humoristisch - nachdenkliche Aphorismen und Essays
aus ihrem Werk vor. Text und Vortrag wurden von einigen Zuhörern als
gelungen bezeichnet, während kritischere Stimmen anmerkten, das Leben
und die offenbar eindrucksvolle Persönlichkeit von Mareike Ged seien
sicher eine Dokumentation wert, nicht jedoch ihre Texte, deren
literarische Qualität sich zumindest aus dem Vorgelesenen nicht
erschließen ließe.
Den Schluss des Abends bildeten drei Gedichte von Nike Huss. In einer
aus medizinischen Fachbegriffen gebildeten, höchst eigenwilligen
Kunstsprache widmet sich die Autorin in ihrem ersten Gedicht
der Stadt Venedig, die sie wie einen Komapatienten
unter das chirurgische Messer legt. In ihrem zweiten Gedicht
behandelt die Autorin die aktuelle Atomkatastrophe und
klagt die unverantwortliche Haltung der Politik an, um dann, in ihrem
letzten Gedicht ganz ins Private zu gehen: die höchst persönliche
Erfahrung der Autorin mit dem Zwang musikalischer Früherziehung und
einer späteren, endlich befreiten Beziehung zur Musik. Die Gedichte
wurden sehr unterschiedlich beurteilt. Während einige Zuhörer
bemerkten, die künstliche Sprache verdecke zu sehr den eigentlichen
emotionalen Impuls der Autorin, sie sei zu kalt, zu medizinisch,
passe nicht mit dem Gesagten überein, gab es auch Stimmen, die den
Texten Eigenwilligkeit und literarisches Potential zuschrieben.
Entsprechend waren es auch die Texte von Frau Huss, die an diesem
Abend die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten.
Anfangszeitangabe, für den wir uns sehr entschuldigen - in kleinerer
Runde statt.
Den Anfang machte Alexander Reumund mit seiner Erzählung „ein
Arztbesuch“, in der ein Junge von seiner besorgten Mutter gegen
seinen Willen zum Arzt begleitet wird, wo er, im Wartezimmer den
Wolken nachträumend, mit dem Kopf gegen die Scheibe prallt. Das etwas
rätselhafte Ende der Geschichte wurde als zu unvermittelt und
undeutlich in seiner Aussage beurteilt, zumal auch sonst wenig von
dem Jungen zu erfahren sei. Eine Gegenstimme sah jedoch gerade in dem
Ende eine gelungene Symbolik: die Schönheit der Wolken und die
Begeisterung, die sie in dem Jungen auslösten, machten die
(möglicherweise ernste) Erkrankung des Jungen zweitrangig.
Der zweite Text von Alexander Reumund war als Einleitung zu einer
Auseinandersetzung mit Schopenhauer konzipiert und wurde als
interessant, aber nicht literarisch eingestuft. Der letzte Beitrag
des Autors, der 10 – Zeiler: „der Gipfelstürmer“ weckte die meiste
Kritik: Das Gedicht, in dem es um die Schwierigkeit ging, mit
Erreichtem zufrieden zu sein, enthalte nur Allgemeinplätze.
Als nächstes hörten wir Lyrik von Günter Fezer mit dem Titel: „Blaues
Manifest“. Das Gedicht wurde, so der Autor, in den frühen Neunzigern
geschrieben als Hommage an die neue Leichtigkeit der Poesie in der
Postmoderne. Das Gedicht, das insgesamt als gelungen bezeichnet
wurde, weckte nur durch seinen Titel Widerspruch: die Schwere des
Begriffs „Manifest“ passe nicht zu der geforderten poetischen
Leichtigkeit.
Eine besondere Herausforderung für Autor und Zuhörer gleichermaßen
stellte der nächste Beitrag dar Herrn Siechert trug Texte aus dem
Nachlass der verstorbenen Mareike Ged vor, einer Schönebergerin
und Zeitzeugin des Holocaust, die Ravensbrück überlebt hatte und ihr
Leben lang leidenschaftlich geschrieben hat. Herr Siechert hatte sich das
ehrgeizige Ziel gesetzt, den Nachlass von Mareike Ged der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen und trug nun, die Stimme der alten
Dame imitierend, humoristisch - nachdenkliche Aphorismen und Essays
aus ihrem Werk vor. Text und Vortrag wurden von einigen Zuhörern als
gelungen bezeichnet, während kritischere Stimmen anmerkten, das Leben
und die offenbar eindrucksvolle Persönlichkeit von Mareike Ged seien
sicher eine Dokumentation wert, nicht jedoch ihre Texte, deren
literarische Qualität sich zumindest aus dem Vorgelesenen nicht
erschließen ließe.
Den Schluss des Abends bildeten drei Gedichte von Nike Huss. In einer
aus medizinischen Fachbegriffen gebildeten, höchst eigenwilligen
Kunstsprache widmet sich die Autorin in ihrem ersten Gedicht
der Stadt Venedig, die sie wie einen Komapatienten
unter das chirurgische Messer legt. In ihrem zweiten Gedicht
behandelt die Autorin die aktuelle Atomkatastrophe und
klagt die unverantwortliche Haltung der Politik an, um dann, in ihrem
letzten Gedicht ganz ins Private zu gehen: die höchst persönliche
Erfahrung der Autorin mit dem Zwang musikalischer Früherziehung und
einer späteren, endlich befreiten Beziehung zur Musik. Die Gedichte
wurden sehr unterschiedlich beurteilt. Während einige Zuhörer
bemerkten, die künstliche Sprache verdecke zu sehr den eigentlichen
emotionalen Impuls der Autorin, sie sei zu kalt, zu medizinisch,
passe nicht mit dem Gesagten überein, gab es auch Stimmen, die den
Texten Eigenwilligkeit und literarisches Potential zuschrieben.
Entsprechend waren es auch die Texte von Frau Huss, die an diesem
Abend die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten.
schoenfeldt - 17. Jun, 15:15