Diskussion der Texte vom 31.10. 2010
Interessanterweise spielte auf der diesmaligen Lesebühne Kafkas „Brief an den Vater“ gleich zwei Mal eine Rolle, was dafür spricht, dass dieser Brief für die Literatur lesende Nachkriegsöffentlichkeit, zu der sich die Lesebühnen-Vortragenden Kaune, Ibbeken und Fezer rechnen dürfen, wichtig war. Mehr als geistiger Vater denn als geistiger Sohn (Kafka) entpuppte sich ein anderer Dichter (Rilke) als Widergänger in den Gedichten Fritz Jürgen Kaunes, deren Vortragsweise als angenehm, deren Ähnlichkeit mit dem Ton in Rilkes "Duineser Elegien" jedoch als kritisch empfunden wurden. Der Autor bemerkte, dass er die "Duineser Elegien" nicht gut kenne, der Ton seiner Gedichte ihm ohne besondere Kenntnis Rilkes in den Sinn gekommen sei.
Bei „Erinnerung an Freiburg“ wurde weniger kritisiert als gefragt, was es mit der Rundschau auf sich habe. Kaune erklärte, dass es sich bei der „Rundschau“ (Ausgabe vom 62. Jahrgang, Heft 1) um eine damals noch sehr seltene Zeitungsausgabe gehandelt habe, in der der Brief Kafkas an den Vater (Kaune korrigierte nach der Lesung per Mail: Nicht der "Brief an den Vater" war in jener Ausgabe abgedruckt, sondern Kafkas "Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande", womit obige Bemerkung über die Bedeutung des Kafkaschen Brief an den Vater nicht etwa hinfällig wird, da die Erinnerung Kaunes die Texte vermutlich aus gutem Grund vertauscht hat.) erschienen sei, der großes Interesse nicht nur im Autor, sondern in den universitären Kreisen generell ausgelöst habe. Bei „im Frühling“ entfachte die letzte Zeile des Gedichts die Kritik, dass sie hart am Kitsch vorbei schramme, ein Schlagerrefrain sein könnte, schon oft gehört worden sei.
Hillert Ibbeken las den Prosatext „Der Fehlgriff“ vor, der als eindrücklich und gelungen wahrgenommen wurde. Lediglich die Erwähnung Hindenburgs im Text löste unterschiedliche Meinungen darüber aus, ob sie notwendig sei oder nicht. Der Autor bemerkte, dass die Erwähnung Hindenburgs auch den Geist der Zeit kenntlich machen sollte.
Es folgte Maik Lippert, dessen Gedicht „Bürosucht Arbeit“ beim Publikum gut ankam, das Bild von der Inflation des Weltalls sei gelungen, warum der Autor aber dann von Ballons spreche, sei unklar, was wieder einmal die Frage aufwarf, dass bzw. ob Lyrik immer einen unauflösbaren Rest brauche, um gute Lyrik zu sein.
Am meisten Kritik löste der Text „Mach’s gut, Papa!“ von Gunter Fezer. Zu Widerspruch führte nicht nur die Abwesenheit literarischer Qualität im Text, die – vor allem wohl gemessen an der Kritiklust und –kunst Fezers – erstaune, sondern auch das Modell von (vermeintlich) gelungener Autorität bzw. Erziehung, wie sie im Text propagiert werde. Da sei viel Unausgegorenes, das zu hinterfragen wäre. Fezer erklärte, dass er den Text in Gedanken an Kafkas Brief an seinen Vater formuliert habe. Daraufhin erntete der Autor jene Kritik, die er selbst gerne äußert: ein Text müsse sich von selbst erklären und nicht im Nachhinein von seinem Autor erläutert werden müssen.
Zu bemerken wäre noch, dass hier nicht alle gelesenen Texte genannt wurden. Wir haben der Nachvollziehbarkeit wegen nur jene aufgezählt, für die wir das Einverständnis der Autoren zur Veröffentlichung in unserem Schreibforum einholen konnten.
Bei „Erinnerung an Freiburg“ wurde weniger kritisiert als gefragt, was es mit der Rundschau auf sich habe. Kaune erklärte, dass es sich bei der „Rundschau“ (Ausgabe vom 62. Jahrgang, Heft 1) um eine damals noch sehr seltene Zeitungsausgabe gehandelt habe, in der der Brief Kafkas an den Vater (Kaune korrigierte nach der Lesung per Mail: Nicht der "Brief an den Vater" war in jener Ausgabe abgedruckt, sondern Kafkas "Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande", womit obige Bemerkung über die Bedeutung des Kafkaschen Brief an den Vater nicht etwa hinfällig wird, da die Erinnerung Kaunes die Texte vermutlich aus gutem Grund vertauscht hat.) erschienen sei, der großes Interesse nicht nur im Autor, sondern in den universitären Kreisen generell ausgelöst habe. Bei „im Frühling“ entfachte die letzte Zeile des Gedichts die Kritik, dass sie hart am Kitsch vorbei schramme, ein Schlagerrefrain sein könnte, schon oft gehört worden sei.
Hillert Ibbeken las den Prosatext „Der Fehlgriff“ vor, der als eindrücklich und gelungen wahrgenommen wurde. Lediglich die Erwähnung Hindenburgs im Text löste unterschiedliche Meinungen darüber aus, ob sie notwendig sei oder nicht. Der Autor bemerkte, dass die Erwähnung Hindenburgs auch den Geist der Zeit kenntlich machen sollte.
Es folgte Maik Lippert, dessen Gedicht „Bürosucht Arbeit“ beim Publikum gut ankam, das Bild von der Inflation des Weltalls sei gelungen, warum der Autor aber dann von Ballons spreche, sei unklar, was wieder einmal die Frage aufwarf, dass bzw. ob Lyrik immer einen unauflösbaren Rest brauche, um gute Lyrik zu sein.
Am meisten Kritik löste der Text „Mach’s gut, Papa!“ von Gunter Fezer. Zu Widerspruch führte nicht nur die Abwesenheit literarischer Qualität im Text, die – vor allem wohl gemessen an der Kritiklust und –kunst Fezers – erstaune, sondern auch das Modell von (vermeintlich) gelungener Autorität bzw. Erziehung, wie sie im Text propagiert werde. Da sei viel Unausgegorenes, das zu hinterfragen wäre. Fezer erklärte, dass er den Text in Gedanken an Kafkas Brief an seinen Vater formuliert habe. Daraufhin erntete der Autor jene Kritik, die er selbst gerne äußert: ein Text müsse sich von selbst erklären und nicht im Nachhinein von seinem Autor erläutert werden müssen.
Zu bemerken wäre noch, dass hier nicht alle gelesenen Texte genannt wurden. Wir haben der Nachvollziehbarkeit wegen nur jene aufgezählt, für die wir das Einverständnis der Autoren zur Veröffentlichung in unserem Schreibforum einholen konnten.
schoenfeldt - 11. Dez, 17:38